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Geschichte

Geschichte

Die Vergangenheit Triesens ist durch die Nachforschungen seiner Historiker gut dokumentiert. Bedeutende Beiträge stammen unter anderem von Johann Baptist Büchel, Josef Seli, Fridolin Tschugmell und Josef Büchel. Verschiedene ihrer Publikationen und weitere Werke zur Geschichte von Triesen können auf der Gemeindeverwaltung bezogen werden.


 

Der Untergang von Trisuna

Der Sage vom "Untergang von Trisona" nach war Triesen einst eine schöne Stadt, deren Bewohner jedoch gottlos lebten, so dass die Stadt zur Strafe durch eine Rüfe zerstört und alle ihre Menschen bis auf eine Frau mit zwei Kindern dabei umkamen. Ob der Sage ein geschichtlicher Kern zu Grunde liegt, ist nicht zu ermitteln. Tatsache ist allerdings, dass das heutige Triesen auf den Schuttkegeln eines nacheiszeitlichen Bergsturzes steht.


 

Erste Erwähnung zwischen 1094 und 1101

Zur Zeit der Kelten, Räter, Römer und Alemannen haben wir uns Hofsiedlungen vorzustellen, für die der nach seiner Herkunft ungeklärte Name "Trisun" schon um 900 auftaucht. Viele Jahre lang galt 1155 als das Jahr der ersten sicheren schriftlichen Erwähnung von Triesen. Neueste Forschungen haben jedoch ergeben, dass das betreffende Dokument nachweislich eine Fälschung aus dem späten 13. Jahrhundert ist. Weitere Forschungen haben zudem geklärt, dass die älteste tatsächliche Nennung des Ortsnamens aus der Zeit zwischen 1094 und 1101 datiert.
Bezüglich dieser Erwähnung, die leider nicht genauer datierbar ist, stellt sich die Frage, wieso sie nicht schon immer als älteste Nennung von Triesen galt. Die Antwort ist ganz einfach: Die älteren Geschichtsforscher haben in der Urkunde nicht "Trisun", sondern irrtümlich "Trisim" gelesen und wohl gemeint, dass es sich dabei nicht um Triesen handeln könne.


 
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Spätmittelalter und frühe Neuzeit

In dem von zahlreichen feudalen Abhängigkeitsverhältnissen durchzogenen Ort bilden sich erst im Spätmittelalter feste Strukturen heraus: Das Dorf als geschlossenes Siedlungsgebiet 1378, die politische Gemeinde um 1400. Der Triesner Adel, vorwiegend für Verwaltungsaufgaben herangezogener Dienstadel, erlischt im 15. Jahrhundert. Nachfolger als Lehensnehmer, Frondienstberechtigte und Zehentbezüger werden diverse geistliche Körperschaften und die jeweiligen Landesherren. So gehörte der beste Kulturboden im Dorf den Klöstern St. Luzi in Chur, Pfäfers und Weingarten; noch genauer kann das herrschaftliche Eigentum angegeben werden: Herawingert, Meierhof, Mühle und schliesslich Bad Vogelsang, das letzte, erst im Jahre 1919 abgelöste Lehen.

Die überwiegend bäuerliche Bevölkerung musste sich mit dem Rest begnügen, und das war so wenig, dass ihr Überleben ein ständiger Kampf an verschiedenen Fronten war.


 
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Kampf gegen die Natur

Da waren einmal die "drei Landesnöte" Rhein, Rüfe und Föhn, welche die dauernde Wachsamkeit der Menschen beanspruchten und trotzdem immer wieder grossen Schaden anrichteten. Erinnert sei an den letzten Rheindammbruch in Triesen 1888, an die grossen Rüfenniedergänge 1910, 1985 und 1995 sowie an die vom Föhn angefachte Brandkatastrophe 1913, bei der mehrere Häuser zerstört wurden. Entscheidend für das Überleben war die Gewinnung von Kulturland, das der Natur abgetrotzt werden musste; im Tal, wo der mäandrierende Rheinlauf durch Wuhre reguliert und der Boden entwässert wurde, im Berggebiet, wo durch Rodung Heuberge und Alpen angelegt wurden.


 

Kampf gegen die Nachbargemeinden

Immer wieder musste noch das Wenige, das man sich erarbeitet hatte, gegen rivalisierende Ansprüche verteidigt werden. Die Marken, Weiden- und Wuhrstreitigkeiten mit Triesenberg, Balzers, Wartau und Sevelen durchziehen leitmotivisch die ganze frühe Neuzeit. So kleinlich diese Auseinandersetzungen uns heute auch erscheinen mögen, sie werfen ein Licht auf die Existenzbedingungen unserer Vorfahren und waren ein zentraler Faktor ihrer Identifikation.


 

Kampf gegen die Obrigkeit

Über die materielle Sicherheit hinaus ging es immer auch um die Sicherung der Selbstbestimmung, der überkommenen Freiheiten, dessen, was man für recht und gerecht hielt. Die Triesner bewiesen darin ein nicht unerhebliches Mass an Zivilcourage. Schon gegen den Freiherrn Ludwig von Brandis führten sie einen Prozess wegen unerlaubter Benutzung der Alpe Valüna, geradezu von einem Aufstand war die Rede anlässlich des Novalzehntenstreits von 1719, als gegen Massnahmen des fürstlichen Beamten Brändl Waffen ausgegeben und Sturm geläutet wurde.


 
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Kampf jeder gegen jeden

Obwohl trotz schwieriger Zeiten von einer bemerkenswerten Solidarität der Dorfbewohner ausgegangen werden muss, müssen Exzesse erwähnt werden, zu denen es im Zusammenhang mit dem Hexenwesen gekommen ist. Bis zu seinem Ende 1681 wütete die Denunziation und Blutjustiz gegen vermeintliche Hexer oder Hexen auch in Triesen. Von diesem Trauma zeugte bis vor kurzem noch die abergläubische Bezeichnung "Tobelhocker" für die in die Lawenaschlucht verbannten Seelen der Denunzianten und ihrer Nachkommen.
Verschiedentlich wurde Triesen auch mit Gewalt von aussen konfrontiert. Am dramatischsten sicherlich 1499 im Schwabenkrieg, als bei St. Wolfgang eine Schlacht stattfand und das Dorf anschliessend niedergebrannt wurde. Eine ständige Belastung waren die zahlreichen Truppendurchzüge und Einquartierungen, die die Bevölkerung zu erdulden hatte.


 

Wirtschaft

Aber auch ohne dass sich die Menschen das Leben gegenseitig schwer machten, waren die wirtschaftlichen Verhältnisse hart, und nicht immer konnte das Dorf alle seine Einwohner ernähren. In den letzten 100 Jahren sind allein 200 Einzelpersonen oder Familien ausgewandert, die Hälfte davon in die USA. Die Existenzgrundlage hatte bis ins 20. Jahrhundert die Landwirtschaft zu liefern. Die Getreideerträge waren eher karg, Wein- und Obstbau immerhin möglich und erst im 18. Jahrhundert konnte mit Mais und Kartoffeln die Ernährungslage verbessert werden. Trotzdem kam es noch 1817 zu einer Hungersnot.
Lohnender war die Viehhaltung, für welche die Alpen (Valüna, Lawena, Wang) und die Heuberge (Tuass, Platta, Magrüel) eine gute Grundlage boten. Triesen hatte schon früh grosse, arrondierte Landwirtschaftsbetriebe wie Meierhof, Weiherstall und Gartnetschhof. Das Gewerbe war ursprünglich ganz auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft ausgerichtet. Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entsteht eine Industrie. Ab 1851 vergibt die Gemeinde Wasserrechtsverträge zur Nutzung des Dorfbaches durch Private, so dass in der Folge eine Mühle, eine Sägerei, eine Hammerschmiede und eine Ölpresse entstehen. Für die Gemeinde schicksalhaft ist aber die Errichtung einer Baumwollweberei durch die Schweizer Firma Kirchthaler-Dürst im Jahre 1863, welche mit der Wahl des Standorts Triesen die österreichischen Schutzzölle umgehen wollte. Zur Unterbringung der Arbeiter und Arbeiterinnen entsteht 1873 das Kosthaus und verbilligtes Einkaufen ist möglich im Konsum. Nach der Jahrhundertwende arbeiten in der Weberei über 300 Leute: Triesen ist zum Fabrikdorf geworden.


 
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Neuzeit

Seit dem Zweiten Weltkrieg spielt sich die Triesner Geschichte unter völlig veränderten Bedingungen ab. Zu nennen ist vor allem die explosionsartige Zunahme des Wohlstandes mit all seinen positiven und negativen Auswirkungen. Mit dem vielen Geld, das seither auch der Gemeinde zur Verfügung steht, wurde eine rege Bautätigkeit entfaltet und konnte eine Infrastruktur errichtet werden, welche Triesen heute zu einem modernen Ort mit grosser Anziehungskraft und vielfältigen Angeboten gemacht hat. Insgesamt haben die Ereignisse der letzten 50 Jahre das Dorf stärker verändert als alle früheren Epochen. Die objektive Beurteilung dieser Zeitspanne bleibt späteren Generationen überlassen.



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